ABBA Jubiläum und andere Highlights per Flugzeug
Auch heuer starteten Flugunionmitglieder Wolfgang und Ewald Grabner zu einem ganz besonderen Flug. Zum Jubiläum 50 Jahre Flugschein und 40 Jahre Abba flogen sie mit der Piper Archer D-EHHV zu den Wurzeln dieser populären Band nach Schweden. Am Weg hin und zurück gab es etliche weitere interessante Highlights. Insgesamt waren sie in 5 Staaten auf 14 neuen Flugplätzen, 1 Insel und sie flogen über 5 Meerespassagen. Hier der Bericht.
Exkursion COBRA Flugzeuganhänger-Manufaktur
Der erste Schenkel führte uns nach einem etwa dreistündigen Flug nach Kassel-Calden. Dort wurde im April der neue Verkehrsflugplatz eröffnet, wir hatten jedoch nur das alte Jeppesen Anflugblatt und auch im GPS war nichts von einem neuen Flugplatz zu sehen. Der neue Platz ist wirklich großzügig und mit modernsten Einrichtungen ausgestattet. Wenn man schon in Kassel ist, gehört es sich, auch einen alten Fliegerfreund zu besuchen: Alfred Spindelberger, dem Gründer und Eigentümer der COBRA Flugzeuganhänger Manufaktur. Der Betrieb befindet sich in Edermünde, etwa eine halbe Fahrstunde vom Flugplatz Calden entfernt.
Begonnen hat alles damit, dass „Fredi“ in den 70iger-Jahren bei den Sportfliegern Steyr in Micheldorf und Erla aktiver Segelflieger war. Dann verschlug es ihn beruflich nach Deutschland. Weil er bereits in Österreich Flugzeuganhänger gebaut hatte, wandte er sein Können nun auch bei seinem deutschen Fliegerverein an. Dann erkannte er eine Marktlücke und gründete die Firma COBRA. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein modernes Anhängerwerk, bei dem zahlreiche technische Innovationen realisiert wurden.
In der 1.100 m2 großen Halle produzieren cirka 30 Mitarbeiter pro Jahr etwa 350 Hightech Flugzeuganhänger. Seit Firmenbeginn wurden über 9.000 Anhänger in die ganze Welt geliefert. Die Modellvielfalt ist unglaublich groß und umfasst Anhänger für 15, 18 und 20 m Segelflugzeuge, aber auch für Motorsegler und Ultralight Flugzeuge. Weil Flugzeuganhänger nicht nur für den Transport verwendet werden, sondern meistens auch als Ganzjahreshangar dienen, soll rasches Ent- und Beladen und einfachste Flugzeugmontage möglich sein. Wurden früher die Hänger zumeist mit Aluminium beplankt, dominieren in den letzten Jahren windschnittige GFK-Aufbauten. Robuste Spezialprofile reduzieren das Gewicht, ermöglichen sichere Befestigung von Einzelteilen und bieten weitere Zusatzfunktionen. Neben der Standardausführung können sämtliche spezielle Kundenwünsche erfüllt werden. Gebaut werden die Anhänger nicht nur für die allerneuesten Flugzeugtypen, sondern ebenso für ältere bis nostalgische. Im CORBA Archiv befinden sich Pläne unzähliger Flugzeuge, wofür die Anhänger jederzeit maßgenau produziert werden können. Hauptabnehmer sind die deutschen Segelflugzeughersteller Schleicher, Glasflügel, DG, Schneider, aber auch Vereins- und Privatkunden.
Von Deutschland über Dänemark nach Schweden
Weiter ging es zum Flugplatz Damme, der für die Seitenstettner Flieger in der Vergangenheit eine besondere Rolle spielte. Jahrzehntelang bestanden intensive Freundschaften zwischen Piloten von Damme und Seitenstetten. Gegenseitige Besuche fanden regelmäßig statt, insbesonders der langjährige Flugunion Präsident Dr. Brandstätter hatte dort herzliche persönliche Freundschaften geschlossen. Zu meiner Überraschung ist diese Generation in Damme aber nicht mehr am Ruder und den jungen Mitgliedern ist von diesen Fliegerfreundschaften nicht mehr viel bekannt.
Nun folgte eine besonders spannende Strecke und zwar schnurgerade von Damme nach Lübeck. Dabei musste die Kontrollzone von Bremen und Hamburg, sowie die Anflugzone des Flughafen Hamburg/Fuhlsbüttel durchquert werden. In 2.000 Fuß – ore below – war es zwar extrem bockig, aber das muss für einen interessanten Flug mit erheblicher Abkürzung in Kauf genommen werden. Um in Lübeck die Landegebühr zu bezahlen und einen neuen Flugplan zu machen, musste zuerst „eingereist“ und dann nach allen Kontrollen zum abgestellten Flugzeug wieder „ausgereist“ werden. Am Weiterflug nach Dänemark überflogen wir einige Inseln. Die von Urlaubern bevölkerten Badestrände und Yachthäfen waren sehr gut auszumachen. Besonders eindrucksvoll sind geometrisch angelegte Windradparks im Meer. Über die Insel Loland, wo wir vor einigen Jahren gelandet waren, vorbei an Kopenhagen und dem Flugplatz Roskilde, ging es zum Flugplatz Gronholt. Interessanterweise wurden wir noch im Flug von Kopenhagen-Kontroll unaufgefordert gefragt, ob der Flugplan geschlossen werden soll. Auf der Turmfrequenz meldete sich niemand und nach der Landung war auch klar, warum uns die Schließung per Funk angeboten wurde. Es war nämlich keine Menschenseele am Platz und so konnten wir auch keinen neuen Flugplan von Dänemark nach Schweden aufgeben. In Dänemark und Schweden ist das aber nicht ungewöhnlich, und so war es kein Problem, dass der Grenzübertritts-Flugplan auch per Funk angenommen wurde. Nach Landung in Halmstad und Auftanken ging es nach Göteborg. Über das Austrocontroll Homebriefing war am nächsten Tag der Flugplan nach Linköping rasch aufgegeben und auch bestätigt. Als wir allerdings abfliegen wollten, mussten wir wieder zurück, weil der Flugplan in Linköping nicht angenommen wurde. Es stellte sich heraus, dass der Platz nur ganz am Morgen und am späten Nachmittag besetzt ist, wenn Passagierflugzeuge landen. Um nicht sinnlos auf den Abend zu warten, flogen wir daher zum Verkehrsflugplatz Jönköping. Aber auch auf diesem riesigen Platz ist der Turm nur zu bestimmten Zeiten besetzt. Mittlerweile wussten wir aber, dass das in Schweden, Gang und Gebe ist und auch in Jönköping wurde der Flugplan wieder per Funk geschlossen.
SAAB Linköping
Weil für Linköping der Wetterbericht eine geschlossene Wolkenuntergrenze zwischen 900 und 1.200 Fuß vorhersagte, telefonierten wir mit einem Mitglied des Linköpinger Fliegerclubs, der uns alle Informationen über das Wetter und die Landung auf dem ebenfalls nicht besetzten Flugplatz erzählte. Am Flug dorthin ging es im Tiefstflug über die Gegend, die in Schweden überall gleich zu sein scheint. Zigtausend kleine Seen, darin Inseln, endlose Wälder und wenige Wiesen. Eine Notlandung in dieser verlassenen Gegend wäre ein sicheres Todesurteil.
Genau wie es der Fliegerfreund erzählt hatte, landeten wir am SAAB Werksflugplatz ESSL. Ein absolutes Ziel unseres Fluges war es, die SAAB Flugzeugfabrik zu besuchen, und einen Bildbericht zu verfassen, so wie wir es schon im Airbuswerk Toulouse gemacht hatten . Das Flugzeugwerk befindet sich direkt im Areal des Flugplatzes, doch war es gänzlich unmöglich, die Produktion zu besichtigen. Auch ein Referenzschreiben der SKY REVUE half da nichts. Entweder wird das aus Spionagegründen abgelehnt, oder vielleicht auch weil Österreich statt dem SAAB GRIPEN den Eurofighter gekauft hat. Auch der Skandal, den es deswegen gegeben hat, war den Schweden genau bekannt. Besonders interessant war dafür, das Flugzeugmuseum Linköping. Es sind dort nicht nur sämtliche SAAB Flugzeuge vom allerersten, um die Jahrhundertwende bis zu den neuesten Kampfjets ausgestellt, sondern auch etliche Militärexponate anderer Staaten. Interessanterweise liegt das Museum am Flugplatz Linköping-Malmen, der laut Jeppesen auch für Public geöffnet sein soll, jedoch in Wirklichkeit der Militärfliegerei vorbehalten ist.
Die nächste Strecke nach Stockholm war landschaftlich wieder typisch schwedisch, doch allmählich war zu merken, dass man sich einer großen Stadt nähert. Nach Kontakt zu mehreren Funksprechstellen war die Landung in Stockholm/Bromma ESSB absolut problemlos. Das Auftanken jedoch ganz und gar nicht, denn bei der Selbstbedienungstankstelle muss vorerst die gewünschte Literzahl fixiert werden (wer weiß das im Vorhinein genau), nur spezielle Kreditkarten werden akzeptiert und es gibt keinen Zahlungsbeleg.
Nach Übernachtung im neuen Best Western Flugplatzhotel ging es am nächsten Tag mit dem Taxi zum Höhepunkt der Reise. Dabei erzählte der Fahrer, dass Taxis, die in den Flugplatz einfahren, ausschließlich mit Biogas betrieben werden müssen. Diesel oder Benzinautos sind verboten. Die Schweden möchten hier ein Zeichen für Umweltfreundlichkeit – besonders was die Fliegerei betrifft – setzen.
40 Jahre ABBA
Während des Winters habe ich das neueste Buch über die Geschichte der weltbekannten schwedischen Band ABBA gelesen. Ihre wirklich ins Ohr gehenden Hits dominierten in meiner Jugendzeit die Musikszene und ich höre sie auch heute noch gerne. Die Geschichte der vier Schweden – Agnetha, Anni-Fried, Björn und Benny – liest sich wie ein Roman. So war es auch verständlich, dass ich mitbekommen habe, dass im Mai anlässlich ihres 40-jährigen Jubiläums, ein neues ABBA Museum in Stockholm errichtet wurde. Seit das Museum eröffnet ist, pilgern täglich tausende Besucher aus der ganzen Welt dorthin, um das Wirken der vier sympathischen Musiker nachzuverfolgen. Nach Gewinnen des europäischen Songcontests im Jahr 1974 folgte ein sagenhafter Aufstieg mit Life-Konzerten auf der ganzen Welt. Bis heute wurden geschätzte 370 Millionen Tonträger verkauft, das Musical „Mamma Mia“ wird in vielen Staaten aufgeführt, und viele Bands kopieren in Originalbekleidung mit großem Erfolg die unsterblichen ABBA Hits. Das Museum befindet sich auf der Insel Djurgärden, gleich neben dem Grönalund , einem riesen Vergnügungspark ähnlich des Wiener Praters.
Im Museum sind die zahlreichen goldenen Schallplatten, die unglaublich kreativen Originalbekleidungsstücke der Gruppe, die Bekleidungsschneiderei, das originale Aufnahmestudio, persönliche und Backstage-Gegenstände ausgestellt. In unterschiedlichen Räumen laufen permanent Filme über das Wirken der Gruppe. Die absoluten Hits sind in Großkabinen zu hören. Besonders interessant sind verschiedene Monitore, auf denen Ausschnitte der damaligen Zeit und Interviews der Megastars aus heutiger Zeit zu sehen sind. Auch ein Filmstudio gibt es, in dem Besucher mit Playbackmusik und Trickbegleitung der vier ABBA-Mitglieder gefilmt werden können. Durch das Lesen des ABBA Buches war mir natürlich alles bekannt, doch nun am Ort des Geschehens alles in Original zu sehen, ist schon sehr beeindruckend. Im Museum ist auch eine Ausstellung über die musikalischen Epochen des vergangenen Jahrhunderts, und auch der technischen Ausrüstung beginnend mit dem Trichtergrammofon, über Magnetofon, Taperecorder bis zu den heutigen supermodernen Smartphones, über die weltweite Musikstücke durch Antippen gehört werden können.
Wenn schon in Stockholm, dann ist es auch Pflicht, das Vasa Museum zu besuchen, den Königspalast mit Wachablöse zu besichtigen, den riesigen Hafen mit hunderten Schiffen vom kleinen Motorboot bis zu Hochsee-Passagierschiffen zu beobachten, und auch durch die Innenstadt zu bummeln.
Insel Gotland
Nach der anstrengenden Sightseeing Tour war es angenehm, am späten Abend wieder im Flugzeug zu sitzen, um auf die Insel Gotland zu fliegen. Der Ausflug direkt über Stockholm – wo wir uns kurz zuvor aufgehalten hatten – war besonders interessant. Am einstündigen Flug über die Ostsee war die Sicht extrem schlecht, doch vertrauten wir auf den Motor des Flugzeuges, dem GPS, dem Autopiloten und natürlich auch den angelegten Rettungswesten. Als allmählich Land in Sicht kam, begannen wir mit dem Sinkflug und landeten in der Stadt Visby, die laut Publikation der schönste Fleck in Schweden sein sollte. Auf der Abstellwiese gab es schwere Betonreifen zum Anbinden der Flugzeuge. Mit einem speziellen Hebel-Wagerl können diese mühelos transportiert werden (gute Idee). Nach Einchecken im Hotel machten wir einen Bummel durch den Hafen und gönnten uns ein Abendessen in einem der vielen Restaurants. Die riesige Autofähre aus Stockholm war gerade eingetroffen, Autos fuhren vom und aufs Schiff, hauptsächlich waren es schwedische Touristen, die ihren Urlaub auf der Insel verbrachten. In der Marina waren zahlreiche Segel- und Motoryachten zu bestaunen, die uns an die eigenen Törns in der Adria erinnerten. Auf der Insel Gotland wurden vor vielen Jahren auch Szenen des Films Pipi Langstrumpf von Astrid Lindgren gedreht. In unseren Breitengraden ist die Insel nicht so bekannt, weil kaum jemand im sündteuren Land Schweden Urlaub macht.
Nach Polen und Tschechien
Ständig beobachteten wir die Wettervorhersage der kommenden Tage. Bisher war das Wetter immer CAVOK – also Sichtflugbedingungen. Außer der tiefen Wolkenbasis am Festland und dem intensiven Dunst über dem Meer gab es wettermäßig keine Probleme. Für die nächsten Tage war allerdings in Skandinavien ein mächtiges Tief mit Unwetter angesagt, schon am Nachmittag sollte es in Stockholm und Visby regnen. Wegen Terminen zu Hause konnten wir nicht riskieren, Tage oder womöglich gar Wochen in Skandinavien gefangen zu sein und nicht zurückfliegen zu können. Daher verzichteten wir darauf, auf der weiteren geplanten Insel Oland auf einem kleinen Privatflugplatz zu landen, sondern flogen gleich zum großen Verkehrsflugplatz in Kalmar am Festland. Auch hier wieder das gleiche Spiel, keine einzige Person auf dem riesigen Flugplatz, und Flugplan schließen über Sveden Info. Weil zum Auftanken des Flugzeuges nur spezielle BP Aircards akzeptiert werden, erschien es anfangs aussichtslos, zu tanken, doch fanden wir beim Fliegerclub dann hilfreiche Freunde, die das Problem lösen halfen. Irgendwann war es auch möglich, einen Flugplan nach Polen aufzugeben.
Nun ging es wiederum eineinhalb Stunden über die Ostsee nach Gdansk in Polen. Wenn man lange Zeit über das Meer fliegt, ist es schon immer wieder beruhigend, irgendwo ein Schiff zu erspähen, für den Fall, … , aber daran wollen wir ja gar nicht denken. Zum Festland hin war die Wolkendecke unter uns geschlossen, später war es aber einfach durch Wolkenlöcher wieder nach unten zu sinken. Der riesige Flughafen von Gdansk ist vollkommen neu gebaut und trägt den Namen des polnischen Nobelpreisträgers Lech Walesa. Hier war wiederum alles ganz anders als in Schweden. Ein Follow-me-car holte uns von der Piste ab, zwei Personen waren für das Inkasso der Landegebühr zuständig, zwei weitere im Wetterbüro und ein weiteres Büro für spezielle Angelegenheiten. Und gegenüber Schweden war alles wesentlich billiger. Nach einem reichhaltigen Mittagessen, das samt Getränk nur etwa € 8,- kostete – in Schweden mussten wir nur für einen Burger € 23,- bezahlen – machten wir uns auf den Weg zu einer Tanklandung nach Poznan in Polen. Dort war neben der Piste gerade ein Motorradrennen in Gang, das einen höllischen Lärm verursachte. Auch in Poznan wieder unendlich viel Personal, aber die Preise nur ein Bruchteil von Schweden.
Christus-König- Statue in Świebodzin
Ein weiterer Höhepunkt unserer heurigen Flugreise sollte es sein, die Christus Statue in Świebodzin zu umfliegen. Im Fernsehen hatte ich einen Bericht darüber gesehen, die Statue sollte gleich aussehen, wie jene in Rio de Janeiro am Berg Corcovado, Brasilien, aber sogar noch größer sein. Die Statue befand sich zwar abseits unseres Direktkurses, doch der zwanzig-minütige Flug hat sich absolut ausgezahlt. Mit genauen Koordinaten sahen wir die Statue schon von weiten. Und tatsächlich sieht sie wirklich so aus wie die in Rio und sogar von der Luft aus wirkt sie gegenüber den umgebenden Zelten, Autos und Menschen riesengroß. Errichtet wurde sie 2010 vom Pfarrer des Ortes, Sylwester Zawadzki, der damit den Schutzpatron des Ortes ein Denkmal setzen wollte. Sie ist 36 Meter hoch, 440 Tonnen schwer und auf einem künstlichen Hügel errichtet. Finanziert wurde sie ausschließlich aus Spenden. Mittlerweile ist die Christus Statue eine Touristen Attraktion und zieht Besucher aus nah und fern an. Nach mehrmaligem Umkreisen im Tiefflug setzten wir unseren Flug weiter fort.
Nach Hause
Weil das Wetter an diesem Tag Sichtflugbedingungen bis nach Hause ermöglichte – für den darauffolgenden Tag aber die vom Norden hereinziehende Schlechtwetterfront angesagt war – setzten wir alles daran, noch abends wieder nach Hause zu kommen. Bei einer Zwischenlandung in Pardubice in Tschechien ging alles wieder flott, sowohl das Handling, als auch Flugplanaufgabe war in kürzester Zeit erledigt. Nun erlebten wir einen wunderschönen Abendflug nach Hause. In 6.500 Fuß ging es neben scharfkantigen CB-Wolkenbänken bei klarer Erdsicht durch Tschechien. Schöner hätte der Abschlussflug nicht sein können. Ab der Grenze empfingen wir Wien-Information, wo auch deutsch gesprochen wird. Das allerletzte Stück wurden wir von Linz-Approach durch die Kontrollzone geleitet und der Flugplan geschlossen. Sehr müde vom langen anstrengenden Flug, aber dennoch glücklich, dass wir fast alle geplanten Vorhaben realisieren konnten, landeten wir am bereits geschlossenen Flugplatz Seitenstetten.
Diese Flugreise war zwar lange nicht so spektakulär wie Flüge, die wir schon früher in 45 Staaten auf 216 Flugplätzen unternommen hatten. Aber sie war mit zwei Jubiläen verbunden. 40 Jahre ABBA ist ein Anlass zum Ursprung dieser erfolgreichen Musikgruppe zu fliegen, ein besonderes Jubiläum war aber die Tatsache, dass ich fast auf den Tag genau vor 50 Jahren am Spitzerberg meinen ersten Flugschein gemacht habe. Erinnerungen, die lange im Gedächtnis bleiben werden.
Wichtige Erkenntnisse
Gegenden:
In Deutschland ist es größtenteils flach, teilweise hügelig und beinahe überall gibt es unzählige Windräder. Dänemark ist tief gelegen, besonders flach, mit langen Meeresküsten und Inseln. Schweden ist vollkommen anders als das europäische Festland. Das Land verfügt über fast hunderttausend Seen und etwa 220.000 Inseln. Hunderte Quadratkilometer nur Wälder und Wiesen, auf denen es auch Elche und Rentiere gibt. Wenn man stundenlang über diese endlose Weite fliegt, taucht unweigerlich die Frage auf, ob wirklich schon überall Menschen gewesen sind. Polen und Tschechien sind landschaftlich ähnlich wie Deutschland, meistens flach, nur an deren Grenze ein bis 5.000 Fuß Meter hohes Gebirge. Gegenüber Österreich ist gut erkennbar, dass die Felder in osteuropäischen Staaten wesentlich größer sind als die nur kleinen Felderstreifen in Österreich.
Flugplanaufgabe:
Absolut empfehlenswert ist die Flugplanaufgabe über das Austro Controll Homebriefing. Überall, wo es einen Internetempfang gibt, funktioniert das allerbestens. Wenn kein Computer zur Hand ist, geht es auch ohne Probleme über das Smartphone. Alles ist dabei unkompliziert und die Bestätigung trifft innerhalb weniger Minuten ein. Nur in Polen war es notwendig, einen schriftlichen Flugplan auszufüllen, das dauert aber viel länger als über das Homebriefing.
Flugfunk:
Während über Polen und Tschechien relativ wenig Funkverkehr herrscht, ist das in Dänemark und Schweden vollkommen anders. Es gibt viele Funksprechstellen, wo man von einer auf die andere weitergereicht wird. Alleine für die relativ kurze Strecke von Göteborg nach Jönköping hatten wir Funkverkehr mit fünf Funksprechstellen. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass man im Flugfunk Routine benötigt, um die teilweise sehr rasch gesprochenen Anweisungen zu verstehen, mitzuschreiben und zurücklesen zu können.
Wettervorhersage:
Punkto Wettervorhersage verlassen wir uns in der Zwischenzeit ausschließlich auf das, was wir selbst über die publizierten Wetterberichte im Homebriefing und www.wetteronline.de sehen können. Außer in Polen gibt es auch keine „menschliche“ Wetterberatung mehr. Sehr aufschlussreich sind die Wetterradarbilder, die eine gute Übersicht über die momentane und künftige Wettersituation geben.
Tanken und Landegebühren:
Wie sehr in Skandinavien mit Personal gespart wird, haben wir nicht nur erlebt, in dem selbst riesengroße Flugplätze nur zu ganz bestimmten Zeiten personalmäßig besetzt sind, sondern auch bei den Dienstleistungen am Boden. Natürlich gibt es auch kein AIS für persönliche Auskünfte, alles muss man selbst am Computer recherchieren, entsprechende Erfahrung ist notwendig. AVGAS gibt es – zumindest auf den Plätzen, wo wir waren – nur von Selbstbedienungstankstellen. Bis auf die Tatsache, dass nicht alle Kreditkarten akzeptiert werden, die gewünschte Tankmenge im Voraus eingegeben werden muss und es teilweise keine Zahlungsbelege gibt, funktioniert das ganz gut. Anders in Deutschland, Polen und Tschechien, wo es immer noch menschliche Kontakte gibt. Aus Kosteneinsparungsgründen gibt es in Schweden auch keine Stelle, die Landegebühr kassiert. Die Rechnung dafür kommt irgendwann per Post.
Preise:
Die Preise in Schweden sind exorbitant hoch. Ob Taxi, Hotel, Essen oder anderes, alles kostet ein Vielfaches wie bei uns. Genau das Gegenteil ist in Polen der Fall, wo trotz viel beschäftigtem Personal alles spotbillig ist. Bei den Landegebühren fällt auf, dass diese mit Lärmschutzzeugnis in Deutschland nur € 8,- bis € 9,- betragen.
Interessanterweise haben wir in Schweden keine einzige Krone Bargeld gewechselt, sondern alles – auch kleinste Beträge – mit Kreditkarte bezahlt. Bei den Museen kann man zum Beispiel nur mit Kreditkarte bezahlen, Bargeld wird nicht angenommen.
Text: Wolfgang Grabner