Rundflug von Seitenstetten:

Graz – Fürstenfeld – Punitz – Wiener Neustadt – Spitzerberg – Wien Sichtflugstrecke – Seitenstetten

Flüge ins Ausland sind zweifellos das Spannendste in der Privatfliegerei. Schon die Vorbereitung lässt das Adrenalin ansteigen, neue Plätze, veränderte Routen, der oftmals schwer verständliche Funkverkehr und einiges mehr sind eine Herausforderung. Aber auch Reisen mit dem Flugzeug innerhalb Österreichs können interessant sein. Hier ein Beispiel eines Tagesausfluges in den Süden und Osten Österreichs.

Weil es im Flugzeugmuseum Graz etwas wegen der Klemm meines Vaters zu besprechen gab, flogen wir nach Graz. Der Überflug des Hochschwab Massives und den Ausläufern der Niedrigen Tauern ist immer wieder ein Erlebnis. Beim Pflichtmeldepunkt in Gratwein erhielten wir die Aufforderung über „Autobahn West“ einige Warterunden zu drehen, bis die zur gleichen Zeit ankommenden und abfliegenden Passagierflugzeuge die Landepiste verlassen hatten. Nach Landen und Abstellen erledigten wir unsere Gespräche im Briefing Raum.

Sodann ein neuer Flugplan nach Fürstenfeld. Dorthin ging es im Tiefflug über die sehr hügelige oststeirische Weingegend. Durch die niedriger Höhe kann man wirklich sehen, dass beinahe jeder Hügel zum Weinanbau genützt wird. Die Asphaltpiste in Fürstenfeld hat schon einige Schrammen, enttäuschend war, dass das früher recht gute Flugplatzrestaurant stillgelegt wurde. Eigentlich wollten wir in Fürstenfeld Mittagessen, also auf zum nächsten Flugplatz. Punitz, wo es ebenfalls bisher ein sehr gutes Flugplatz-Restaurant gegeben hat. Aber auch in Punitz war das Restaurant geschlossen, also wiederum kein Mittagessen. Dafür konnten wir die Moran DFR – die erst vor kurzem von Seitenstetten nach Punitz verkauft wurde – wiederum in Augenschein nehmen. Gleich neben dem Flugplatz Punitz befindet sich ein auffällig gestrichenes Haus mit „roten Laternen“. Wir erkundigten uns, ob es dort etwas zu essen gibt – aber dem war nicht so, dort kann man nur „anderes“ konsumieren.

Langsam wurden wir hungrig, daher flogen wir über Pinkafeld nach Wiener Neustadt. Am Flugplatz Pinkafeld war auf der Graspiste gerade das Hinausschleppen von fünf Segelflugzeugen im Gang. Wenn wir landen hätten wollen, hätten die Flugzeuge entfernt werden müssen, daher verzichteten wir auf eine Landung. Außerdem ist in Pinkafeld die Piste sehr kurz und Bäume im An- und Abflug machen eine Landung nicht ganz einfach.

Im Tiefflug überquerten wir die Bucklige Welt, wo man auch sehr selten hinkommt. Die Landung in Wiener Neustadt war nicht geplant, daher hatten wir nur unser altes Anflugblatt und auch aus dem GPS Platzrunden-Programm ging nur das alte Anflugsystem hervor. Wir machten daher den Anflug über Position C und Umspannwerk, was uns hernach einen Rüffel einbrachte. Nunmehr mit dem neuen Anflugplan ausgestattet, kennen wir die neue An- und Abflugroute, sodass wir künftig nicht mehr „sündigen“ werden.

Endlich ein reichhaltige Mittagessen im Diamond Restaurant. Einen Blick ins Flugzeug Museum und die Inspektion der vielen abgestellten Diamond Flugzeuge gehören natürlich auch zu einem Aufenthalt am Flugplatz Wiener Neustadt.

Den Nachmittagskaffee wollten wir am Spitzerberg einnehmen. Nach dem Start folgten wir der neuen Ausflugsroute und Wien-Information lotse uns durch den schmalen Korridor, der in der Anflugzone des Flughafen Schwechat liegt, über Eisenstadt nach Parndorf. Da auch hier nur 1.500 Fuß Flughöhe erlaubt sind, ist die Gegend sehr gut zu beobachten. Links Eisenstadt, rechts der Neusiedlersee mit der Festspielbühne Mörbisch, Parndorf mit dem markanten Factory Outlet und die endlosen gigantischen Windradparks, die in den letzten Jahren errichtet wurden. Im Tiefflug muss man direkt aufpassen, nicht an den Windradflügeln zu streifen.

Nach Aufsetzen auf der Piste 33 in Spitzerberg, der verdiente Eiskaffee. Fast auf den Tag genau vor 50 Jahren habe ich dort meinen Segelflugschein gemacht. Später auch andere Scheine und die Fluglehrerausbildung. Der Spitzerberg bedeutet für mich immer wieder nostalgische Erinnerungen. Außer dem neuen Gebäudefarbanstrich ist alles noch genau so, wie es vor 50 Jahren war. Nur die Spleppwinde hat seit heuer keine Stahlseile mehr, sondern die neuen gelben Kunststoffflechtseile.

Der Flugplan nach Seitenstetten via Transitroute Wien wurde nach kurzer Zeit bestätigt. Nach dem Start ersuchten wir Wien-Information um Koordinierung des Durchflugs durch die Kontrollzone Wien. Bevor wir in die Kontrollzone einfliegen durften, kreisten wir über Petronell, dann der Wechsel von Wien-Information zu Schwechat Tower. Dort erhielten wir sofort die Freigabe, über Schönau direkt nach Klosterneuburg zu fliegen. Es ist immer wieder ein Erlebnis, in 1.500 Fuß direkt am Flughafen Wien vorbeizufliegen, über das Kraftwerk Freudenau, die Donauinsel, Prater und ganz Wien zur Linken. In der Nähe des Donauturms wird soeben das höchste Gebäude Österreichs errichtet – der 248 m hohe DC Tower mit 60 Etagen. Mit 1.500 Fuß ist man in etwa so hoch wie dieser „Wolkenkratzer“. Nicht auszudenken, was wäre, wenn man hier bei schlechter Sicht fliegen müsste.

Nach Abschied von Wien Tower informierte uns Wien-Information, dass Langenlebern nicht aktiv ist, sodass wir uns vom Autopiloten schnurgerade nach Seitenstetten kutschieren lassen konnten. Selbst wenn man die Gegend kennt, sind es immer wieder neue Eindrücke, besonders wenn die Sicht so klar ist, wie es an diesem Tag der Fall war.

Alles in allem, ein absolut harmloser und trotzdem interessanter Flug.

Wolfgang Grabner