AUTOPILOT-TRAININGSFLUG UNGARN-SLOWAKEI Teil 2
Am 17. März veranstaltete Hermann M. einen Kurs über den Autopiloten KAP 140, der in der neuen DA40 – D-ESNA eingebaut ist. Obwohl Hans G. und Helmut K. die Materie mit Bildern sehr ausführlich erklärten, ersetzt das ein Ausprobieren der Instrumente in der Praxis nicht. Nur ein Trainingsflug mit einem Experten garantiert, dass man beim Benutzen dieser Elektronik sattelfest wird. Wir ersuchten daher Hermann M., uns in einem Flug mit mehreren Stationen und Situationen einzuschulen. Geplant und durchgeführt wurde der Flug auf vier ungarische Flugplätze sowie einem Slowakischen und der Durchflug der Wien-Transit-Route.
LOLT – LHFM Fertöszentmiklos
Erste Strecke war nach Fertőszentmiklós Ungarn, zudem wir bald in der Früh starteten. Anton K. machte für uns eine Sonderfrühschicht, um uns abzufertigen und den Flugplan zu öffnen. Vorbei am Ötscher und Schneeberg ging es in 5.500 Fuß zum Grenzübertrittspunkt Elsis.
Von Budapest-Info erhielten wir die Freigabe zum Sinken und Meldung, wenn „Flugplatz in Sicht“. Das war in wenigen Minuten der Fall. Auf der Platzfrequenz erhielten wir trotz mehrmaligem Anruf keine Reaktion. Daher zurück zu Budapest-Info, wo der Flugplan für uns geschlossen wurde und nach allgemeiner Landeankündigung landeten wir nach eigenem Ermessen. Am Turm war inzwischen eine Person angekommen, so konnten wir bezahlen und die neuesten Informationen über Fertőszentmiklós erhalten. Am Platz befindet sich nach wie vor das größte ungarische Gyrokopter-Center, die bisherige ungarische Werft wurde geschlossen, aber ein deutscher Flugzeug-Eigenbauer reparierte gerade den BMW 2-Zylinder Boxermotor, der einen Ölschaden hatte und der österreichische AUA-Pilot, der Stearman Flugzeuge restauriert, ist nach wie vor am Platz ansässig. Statt der ungarischen Werft haben sich erst vor wenigen Tagen zwei junge Österreicher angesiedelt, die eine neue Flugzeugwerft betreiben möchten.
LHFM – LHSK Siofok
Die nächste Route führte uns über PÁPA, einem NATO-Militärflugplatz. Während NATO-Übungen ist der Platz vollbesetzt mit Militärjets, diesmal war aber „Normalbetrieb“. Trotzdem ist es interessant über einen Militärflugplatz zu fliegen. Über Ajka, wo sich vor Jahren eine Umweltkatastrophe mit rotem Aluklärschaum ereignet hat – von dem aber jetzt nichts mehr sichtbar ist – ging es weiter nach Siofok. Über dem Plattensee im Bereich Tihany meldeten wir „Platz in Sicht“ und Wechsel auf die Tower-Frequenz. Allerdings bekamen wir auch hier vorerst keine Antwort. Erst im Endanflug meldete sich jemand, wir durften allerdings nicht auf der neuen Asphaltpiste landen, sondern daneben im Gras. Am Boden klärte sich dann auf, dass vor dem 1. Mai kein offizieller permanenter Betrieb herrscht, und derzeit auch die Gesetzeslage bezüglich Betriebsleiter in Ungarn ungeklärt ist. Siofok eignet sich ideal für Tagesausflüge. Nur etwas mehr als eine Stunde Flugzeit, rasch mit dem Bus in die Stadt, Schiffsausflug am Plattensee, gut essen (sowohl am Flugplatz, als auch im Ort) und abends wieder retour.
LHSK – LHBS Budaörs
Starten durften wir dann doch auf der Asphaltpiste. Budaörs, der Sportflugplatz südlich von Budapest, war bald erreicht. Dort ist die Dimona, die wir vor einigen Jahren dorthin verkauft haben, stationiert. Schon von weitem sahen wir sie im Hangar und das rief, sowohl bei Hermann als auch bei uns, viele schöne Erinnerungen wach. Hermann war mit seinem, damalig noch kleinen Sohn Michael (jetzt Präsident der Flugunion), in Mallorca, Griechenland, Norddeutschland und weiteren europäischen Flugplätzen. Ewald und ich waren mit der Dimona in Afrika, haben Westeuropa damit umrundet und waren auch am Nordcap. Die Dimona ist nach wie vor in Schuss, der Sprung im Cockpit ist aber immer noch so, wie er bei uns schon war. Nach entsprechenden Erinnerungsfotos bezahlten wir die Landegebühr, der Flugplan nach Györ war rasch akzeptiert. Während wir am Rollfeld die Abflugkontrolle machten, landete Roman S., mit dem wir ein Treffen vereinbart hatten, mit seiner Piper. Weil er aber noch tanken musste, waren wir ihm zeitlich voraus, das persönliche Treffen vereinbarten wir daher per Funk für den Flugplatz Györ.
LHBS – LHPR Györ
Nach dem Start lag auf der rechten Seite Budapest unter uns. Wiederum genossen wir den Vorteil, des inzwischen immer mehr vertrauten Autopilots, der bei Streckenflügen maximalen Komfort bietet. Höhe und Kurs wird präzise gehalten und auch Thermikstöße oder Böen gleicht er sofort wieder aus. In Györ tankten wir unseren Flieger gleich wieder voll, dann ging es mit dem Flughafen-Gratis-Bus in ein nahegelegenes Restaurant. Auch Roman war inzwischen eingetroffen, und so genossen wir beim Austausch der aktuellen Neuigkeiten eine Bärlauchsuppe und knusprigen Zander.
Zur Erinnerung: Roman aus Biberbach ist Besitzer einer PA28, die er in Heviz/Balaton stationiert hat. An Wochenenden pendelt er entweder mit Auto oder Flugzeug zwischen Ungarn und Mostviertel. Als Freund und Gönner der Flugunion haben wir schon öfters gemeinsame Flüge in Ungarn mit ihm unternommen.
In Györ befindet sich neben Ingolstadt die zweitgrößte AUDI Autofabrik. Es wäre möglich, diese inklusive An- und Rückflug an einem Tag zu besichtigen. Sehr interessant!
LHPR – LZIB Bratislava
Frisch gestärkt ging es dann zur letzten Destination nach Bratislava. Vor dem Start erlebten wir noch einen Tiefüberflug eines Gripen. Am Funk verabschiedeten wir uns von Roman, bald danach war der Grenzübertritt Vamog erreicht. Links unter uns nun das Kraftwerk Gabčíkovo und der riesige Donau-Stausee. Beim Anflug auf Bratislava durften wir uns die Landerichtung auf einer der zwei X-Pisten selbst aussuchen. Wir entschieden uns sofort für 31, weil das ein Direktanflug war. Am Boden mussten wir eine lange Strecke hinter dem Follow Me zurücklegen, dann erreichten wird den appron C, der für Privatflugzeuge vorgesehen ist. Die Landegebühr von € 80,- setzt sich zusammen aus: Landung vom Ausland € 32,-, Parkgebühr € 2,- und Handling € 46,-. Dafür wird man aber vom Flugzeug bis zum Handlingbüro mit einem Mercedesbus gefahren und braucht die 100 Meter nicht zu Fuß zu gehen. Am Platz sahen wir mehrere ausrangierte MD80 der AUA, Flugverkehr herrsche relativ wenig.
LZIB – LOLT Seitenstetten
Nach dem Start zum Durchflug der Transitstrecke Wien, überflogen wir die slowakische Hauptstadt Bratislava und den Grenzübertritt Devin. Alsbald waren wir wieder auf Wien-Information. Über Hainburg, Deutschaltenburg und zur linken Hand der Spitzerberg, war der erste Wegpunkt Petronel rasch erreicht. Nun kam die interessanteste Strecke mit der Frage, ob sich der Autopilot auch für sehr kurze Strecken mit 8 Wegpunkten eignet. Von Wien-Tower erhielten wir die Freigabe über der Donau bis Klosterneuburg zu fliegen. Auch wenn wir diese Strecke schon oft geflogen sind, ist es immer wieder interessant, mitten durch eine Großstadt zu fliegen. Erst die Überquerung der Schwechat-Piste 16, dann der Flughafen selbst, anschließend Kraftwerk Freudenau, die Donauinsel, das UNO-Zentrum, der Donauturm und zur linken Hand die Großstadt Wien. Nach Klosterneuburg waren wir bis Riederberg auf der Frequenz von Langenlebarn, um dann bis Seitenstetten wieder von Wien-Information betreut zu werden. Das ist praktisch, weil man auch den Flugplan über Funk schließen kann.
Fazit
Der Flug war absolut lehrreich. Der geduldige, erfahrene Instruktor Hermann erklärte alles ganz genau. Dadurch haben wir alle Einstellungen und Tricks kennengelernt, vor allen Dingen auch, dass der Autopilot für längere Strecken eine sensationelle Erleichterung ist. Auf der Transitstrecke Wien macht der Autopilot jedoch keinen Sinn, denn wegen der kurzen Distanzen zwischen den Wegpunkten ist er zu träge, um exakt die aufgetragene Route zu fliegen. Da ist es besser, selbst zu steuern. Möglicher weise lag es jedoch auch daran, dass gerade starke Thermik herrschte und das Flugzeug dadurch heftig versetzt wurde.
Nach diesem Flug fühlen wir uns mit dem Autopiloten absolut vertraut und freuen uns schon sehr auf den geplanten Flug in 7 Staaten, den wir „automatisch gesteuert“ absolvieren möchten.
Noch etwas hat sich in der Praxis bewährt, nämlich auch in Ungarn – wo für jeden Flug ein Flugplan aufgegeben werden muss – den Flugplan über das Gratis-Austrocontrol-Homebriefing per Handy oder Tablet aufzugeben. Umständliches Anrufen oder Faxen ist dadurch auch in Ungarn nicht mehr notwendig. Die Flugplanbestätigung ist innerhalb weniger Minuten am Handy.
Sehr bewährt hat sich auch das Tablet mit der ‚Jeppesen Mobil Flightdeck VFR‘ App. Mit der gleichen App wurde auch die Flugplanung durchgeführt. Die tatsächliche Flugzeit aller Strecken differierte bei fast 4 Flugstunden nur um 13 Minuten (3 x mehr, 2 x weniger, 1 x ganz gleich), was in Anbetracht unterschiedlicher Winde eine verlässliche Flugplanung erlaubt. Außerdem sind in der App die Platzanflüge so übersichtlich dargestellt, dass es einfacher nicht mehr geht.
Ein guter Tipp
Wer ebenfalls mit Hermann die praktische Einschulung auf dem Autopiloten KAP 140 machen möchte, könnte den beschrieben Flug einfach nachfliegen. Das hat gleich mehrere Vorteile:
– Fertige Planung + bewährte Strecke (in 8 Stunden möglich)
– Praxis auf KAP 140
– 2 Staaten – 5 Flugplätze (1 davon internationaler Flughafen) an einem Tag
– Erfahrung mit mehreren nicht deutsch sprachigen Frequenzen
– Kennenlernen der Transitstrecke durch Wien
Voraussetzung ist allerdings das eingetragene englisch proficiency.
Text: Wolfgang G.
Fotos: Ewald G.
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