Für zwei Geschäftsbesprechungen mussten wir nach Tschechien. Anstatt zwei Tage mit dem Auto zu fahren, gekürzt auf einen Tag mit dem Flugzeug. Dass uns dabei auch ein interessantes Erlebnis erwartete, hatten wir bei den Vorbereitungen nicht geahnt.
Budweis – Hosin
Erste Station war Budweis. Am Flugplatz Ceske Budejovice LKCS – wo wir früher einmal gelandet sind – darf man zurzeit nicht landen, weil er auf einen größeren Regionalflugplatz umgebaut wird. Er ist insbesondere für den Urlaubstourismus gedacht und soll Hörsching Konkurrenz machen. Also mussten wir am nördlich von Budweis gelegenem Flugplatz Hosin LKHS landen.
Dort war zwar kein Betriebsleiter am Funk, aber durch österreichische Fliegerkollegen, die sich am Platz befanden, erhielten wir die Informationen. Eine österreichische Kunstflugschule fühlt sich in HOSIN wie zuhause und nützt die Chance für ausgiebige Kunstflüge ohne behelligt zu werden. Wenn niemand Offizieller am Platz ist, gibt es auch keine Landegebühren. Unsere Geschäftspartner waren bereits eingetroffen und die Besprechung konnte zügig durchgeführt werden.
Prag – Vodochody
Der über Autstro Control Wien aufgegebene Flugplan konnte auf Prag-Info im Funk problemlos geöffnet werden. Wie man im Funkverkehr immer wieder mithören kann, ist sowohl öffnen als auch schließen von Flugplänen per Funk in Tschechien etwas Selbstverständliches. Dadurch ist man nicht mehr auf eine Bodenstelle angewiesen. Unsere zweite Besprechung mit einer Carbon-Firma war am Prager Militärflugplatz Vodochody LKVO vorgesehen. Direkt bei diesem, nördlich von Prag gelegenen, Militärflugplatz mit 2.500 Meter Piste ist auch eine Fabrik für Militärflugzeuge angesiedelt. Früher wurden dort MiG Militärjets für die Comecon-Staaten produziert, in den letzten Jahrzehnten der L-39 – ein 2-sitziger Militär-Trainingsjet. Von dieser Type wurden auch große Mengen in den Irak, aber auch in andere Staaten verkauft. Der Nachfolger dieses Typs heißt L-39NG und hat gegenüber den Vorgängern etliche technische Verbesserungen und viele Komponenten bestehen aus leichteren Carbon. Unser Geschäftspartner hat für den neuen L-39NG die Querruder aus Carbon hergestellt, daher war er auch zum Rollout des neuen Jettrainers eingeladen. Für uns war das eine gute Gelegenheit, uns dort zu treffen, und eine Sonderpermission für die Landung auf dem, sonst nur für Militär und VIP-Flüge geöffneten Flugplatz, zu bekommen. Wegen des Rollouts und dem anwesenden tschechischen Ministerpräsidenten gab es zwei spezielle Notams und auch der zugewiesene Slot für die Landezeit musste genau eingehalten werden. Um nicht in die Quere des internationalen Flugplatzes Ruzyne zu kommen, erfolgt der Anflug östlich rund um Prag, Nahe der Flugplätze LKKP und Letany LKLT.
Roter Präsidententeppich
Am Abstellplatz wurden wir von den Einweisern direkt neben dem 2-strahligen Jet des tschechischen Ministerpräsidenten eingewiesen. Sowohl eine L-39, als auch einige Vorgängermodelle und ein 2-motoriges Militärflugzeug standen neben uns. Wir durften zwar aussteigen, aber unser Flugzeug nicht verlassen. Die schwarz gekleideten Securitys und gelben Einweiser sagten uns, dass der Ministerpräsident in Kürze mit dem Staatsflugzeug abfliegen wird und wir daher warten müssen, bis die Sicherheitsvorkehrungen beendet sind. Es dauerte nicht lange und der Präsident mit seiner Frau und dem ganzen Gefolge schritten über den roten Teppich zum Flugzeug. Als das Tor geschlossen war, wurde der Teppich eingerollt und die Triebwerke gestartet. Ein gelbes Auto untersuchte noch einmal die Piste, ein 2-motoriges Beobachtungsflugzeug kreiste über dem Platz, dann rollte das Staatsflugzeug zum Flug nach Spanien. Nach Abflug des Präsidenten startete auch das 2-motorige Militärflugzeug mit hochrangigen Bonzen und auch die Jets wurden wieder zurück in die Militärhangars gebracht. Nun durften auch wir unser Flugzeug verlassen und in den VIP-Raum zu unserer Besprechung gehen. Dort waren noch die leckeren Happen, die der Präsident nicht verspeist hatte und wir sie daher verdrücken konnten. Unser Geschäftspartner erzählte uns Details über den neuen Militärjet, und das heute nur der erste Rollout war, und der Erstflug gegen Ende des Jahres erfolgen wird.
Rückflug
Als unsere Besprechung zu Ende war, starteten wir zu dem 5-Minuten entfernten Flugplatz Letany LKLT, wo wir bereits im Vorjahr waren. Dort holten wir eine Bekannte ab, die mit uns den Rückflug nach Seitenstetten antrat. Über Kramolin drehten wir eine Beobachtungsrunde, um uns noch einmal für eine beabsichtige Landung auf diesen Privatflugplatz zu vergewissern. Kurz vor Seitenstetten schlossen wir über Wien-Information unseren Flugplan und auf 123,6 informierte uns die vertraute Stimme des Chefbetriebsleiters Philipp Baumgartner in perfektem Fliegerenglisch zur Landung.
Ein Flug bei herrlichem Flugwetter, zwei Geschäftsbesprechungen, dem nicht alltäglichen Rollout eines neuen Militärjets sowie Begegnung mit dem tschechischen Ministerpräsidenten, einschließlich dem Erleben des Sicherheitsprozederes war damit wieder zu Ende. Weil die Fotografie bei der Feier nur verdeckt möglich war, ist die Fotoausbeute diesmal auch nicht so groß.